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Helga König und Doris Zeidlewitz im Gespräch mit der zeitgenössischen Malerin Mona Schwenker

Liebe Mona Schwenker, Sie sind zeitgenössische Malerin und haben Ihre Wurzeln in einer bekannten flämischen Künstlerfamilie. Schon seit 1986 präsentieren Sie im Rahmen von Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Belgien und Luxemburg Ihre Werke.

Als Initiatorin und Gründungsmitglied vieler temporärer aber auch etablierter, themenbezogener Projekte beweisen Sie Innovationsgeist.

Frank Hauptvogel, Dozent der Kunstakademie Dresden, sagt u.a. über Ihre Arbeiten, dass Sie dort nicht den einzelnen Menschen charakterisieren, sondern verstärkt die induktive Funktion durch die Umkehrung des Prozesses der Entstehung. Auf diese Weise führten Sie das Körperliche zurück ins Geistige und Emotionale. Das macht neugierig auf Ihre Werke. 

Wir freuen uns, dass Sie an unserem Interviewprojekt "Fragen zur Kunst" teilnehmen.

Doris Zeidlewitz: Wie definieren Sie Kunst?

 Mona Schwenker
Mona Schwenker: Zunächst einmal gilt "Kunst" als Oberbegriff für alle Genres – zudem lebe ich in Köln, wo jede zweite Person sich "Künstler" nennt. Daher distanziere ich mich persönlich von den Begriffen Kunst/Künstler/in, sondern spreche in meinem Fall von Malerei. Ganz profan betrachtet ist Malerei eine der klassischen Kunstformen der Bildenden Künste. Der Maler, die Malerin benutzt einen Pinsel, Spachtel oder anderes Utensil, um Farbe auf einer Fläche aufzubringen. Allerdings kommen dann für mich persönlich die Kraft der Farben und die Wucht der Pinsel/Spachtelarbeiten hinzu. 

Beim Malen ist man allein mit sich selbst, in der Welt aus der die Bilder kommen. Der Prozess die Dinge zu sehen,  bevor sie auf der Leinwand sind, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit präsent. An jedem Ort, in jedem Gespräch, in und bei jeder Bewegung, jedem Geräusch und jedem Geruch – sich dann mit sich selbst beratschlagen – ein neues Werk: Türen öffnen, Räume betreten – suchen nach etwas, was nur mir gehört. Nicht stehenbleiben, sonst finde ich nicht das, was nur mir gehört. Das Blatt Papier, die Leinwand, das Ringen nach Form, Ausdruck, Gestik, Mimik – irgendwann beginnt das Werk zu sprechen. 

Man geht in eine Welt, begegnet, beobachtet, sieht, fühlt und alles was man malt,  verändert sich. Es beginnt zu leben und zu erzählen und weil alles so anders ist als der Alltag, macht es die Betrachter so neugierig auf diese ihnen fremde Welt. Ja, eine fremde Welt, das ist wohl "Kunst".

Eine weitere Definition von Kunst ist natürlich: Einer die Welt umspannenden kapitalistischen Marktwirtschaft ... es geht um Angebot und Nachfrage, um das Wecken von Begierden, die Verknappung von Waren, um finanzielle Interessen und berufliches Fortkommen. Arena des Existenzkampfes nach kapitalistischen Spielregeln. Denn das der "Künstler" allein von Inspiration, Schöpferkraft und Verzichtsbereitschaft lebt und die Menschheit beschenkt ist eigentlich ein dummes Versehen.

 Helga König
Helga König: Welche Künstler aus vergangenen Epochen mögen Sie besonders gerne und können Sie Gründe dafür nennen?

Mona Schwenker: Besonders gerne mag ich "Die jungen Wilden", unter ihnen, Penck, Fetting, Salomé, Elvira Bach und den Neoexpressionismus von Lüpertz und Baselitz. Die Großformate, die Wucht und die Kraft, das humorvolle Spiel mit kunsthistorischem Stil, die ironischen, emphatischen oder aggressiven Gesten und ästhetischen Provokationen – vieles was ich heute in der Malerei vermisse. 

Doris Zeidlewitz: Wann hat Malerei für Sie einen künstlerischen Wert?

 Mona Schwenker
Mona Schwenker: In der Malerei, als Bildwerk: Wenn Sie mich fesselt, festhält, mich immer Neues entdecken lässt; wenn das Werk beginnt mit mir in den Dialog zu treten; wenn es für sich selbst kämpft, sich selbst definiert und mich in seinen Bann schlägt; wenn mich die eigene Wahrheit des Werkes erreicht – und diese kann im Umkehrschluss abstoßend sein. All das ist auch die Aufgabe für mich, in meinen eigenen Werken. Und als Historisches Dokument: Wenn sie Zeit dokumentiert, so wie die Werke meiner Serie "Art from cologne", Original Titelbilder des Kölner Stadtanzeigers - "Ästhetische Anschläge" auf die Gegenwart und Kopfwäschen für Wirklichkeitsverleugner. Poetisches Vermischen von Ereignisspuren und "Erlebnis-Würmern"*. Kurzum zeitgemäße "Welt-Bildnerei" mit Poesie und Spielfreude durchsetzt. Es gibt nur den Blick auf die Schlagzeilen, dann wird angefangen zu malen. Die Schlagzeilen selbst, ebenso wie kleine Wortfetzen, bleiben dabei stehen und werden NICHT übermalt. Es handelt sich hier also NICHT um Collagen, sondern um eine bisher noch nicht dagewesene Art und Weise eine Zeitung zu "zweckentfremden" und sie damit zu einem wichtigen, bildnerischen ZEITDOKUMENT zu machen. So wird aus der ZEIT-ung von gestern ein ZEIT-Dokument für die Ewigkeit.

 Helga König (l), Doris Zeidlewitz (r)
Helga König: Welchen Stellenwert hat die Bildhauerei für Sie in der Bildenden Kunst?

Mona Schwenker: Einen relativ hohen, da sie zwei Varianten enthält: Es gibt Maler, die sie als Vorbereitungen zur Malerei nutzen; andere wiederum nutzen sie als Abstraktion ihrer Malerei. Ich denke,  jeder der sich mit Malerei oder eben Bildhauerei beschäftigt, wird das eine nicht vom anderen trennen können.

Doris Zeidlewitz: Wann hat Fotografie für Sie einen künstlerischen Wert? 

Mona Schwenker
Mona Schwenker: Ich mag die Polaroid-Fotografie, denn darin finde ich den höchsten künstlerischen Wert - das Sofortbild ist die Krönung all dessen, wofür analoge Fotografie steht. Es sind reine Glücksfälle, scheinbar perfekte Motive die aber durch die Folge unregelmäßiger chemischer Reaktionen entstehen und ihnen ihre unverwechselbare Einzigartigkeit geben. Und bei Polaroid Fotos gibt es eben nur das eine Mal, ohne Option auf Vervielfältigung. 

Helga König: Welche Techniken in der Malerei bevorzugen Sie?

Mona Schwenker:  Ich male grundsätzlich auf großformatiger Leinwand; meist mit Acryl-, aber auch mit Ölfarben. 

 Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz: Was bedeuten für Sie Farben in der Kunst? 

Mona Schwenker: Farben sind Sinnlichkeit, Kraft und Ausdruck, sogar Macht in der Malerei. Allerdings spielt auch die Wucht oder der sensible Auftrag der Farbe auf den Malgrund eine Rolle. 

Helga König:  Wie eng sollten Galerien und Museen mit den Künstlern zusammenarbeiten? 

Mona Schwenker: Gerade in den letzten Jahren ist ein starker Wandel zu beobachten. Dies liegt sicher auch an den zumeist überteuerten Mieten für großflächige Galerieräume. Galeristen stehen also unter einem gewissen Druck, die monatlichen Kosten decken zu können. Daher werden klassische Galerien immer mehr zu Kunsthandels-Stätten renommierter Künstler und Grafiker. Wünschenswert wäre eine Förderung und Zusammenarbeit wie sie noch in den 80ger/90ger Jahren üblich war, als Galeristen und Sammler an einen Maler glaubten und diesen unterstützt und begleitet haben, wann, wie und wo auch immer sie konnten. Auch die Museen haben in früheren Jahren sicher mehr von den Schenkungen der Sammler und der Leihgaben der Künstler profitiert, denke man doch an die großen Sammlungen, die den Bau und den Erhalt des Ludwigsmuseums in Köln überhaupt erst ermöglicht haben. Ich wünsche mir also: Back to the roots. 

Doris Zeidlewitz:  Welche ausbaufähigen Vermarktungsstrategien für Künstler gibt es in den sozialen Netzwerken des Internets?

 Mona Schwenker
Mona Schwenker: Da sich das Internet ständig weiterentwickelt und immer schneller wird*, passt sich der User dem auch an. Hat man vor ein paar Jahren noch stundenlang auf einer Webseite gestöbert, egal zu welchem Themen- oder Fachgebiet, werden heute in Sekundenschnelle Beiträge per Knopfdruck auf verschiedene Portale gesendet und geradezu verheizt. Die Flut an Informationen und Bildern ist immens und wächst stetig, der Nutzer sieht "den Wald vor Bäumen" nicht mehr, meist sind "Likes" auf Facebook oder "Plusse" auf Google+ Gefälligkeitsaktionen, weil man "sich ja schon so lange online kennt". So bleiben diese sozialen Netzwerke wohl nur ein Erinnerungs- und Marketinginstrument um "in aller Munde" zu bleiben, falls, wenn, eventuell …. jemand mal auf die Idee kommen sollte, sich ein Kunstwerk anschaffen zu wollen. Reine Kunst-Portale dienen meist nur dem Austausch der Künstler untereinander, kaum wird sich ein Sammler oder Galerist dorthin verirren, "befruchten" diese sich doch gegenseitig und das – offline 

 Helga König (l), Doris Zeidlewitz (r) 
Helga König: Welche Aufgaben sollten Politiker in Sachen Kunst ernster nehmen? 

Mona Schwenker: Aus aktuellem Anlass möchte ich zunächst darauf eingehen, was Politik NICHT tun sollte: Die umstrittene Verschärfung des "Kulturgutschutzgesetzes" von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist absurd. Sie zeigt ein erschütterndes Bild von Deutschland, das einem aus diesem Gesetzesentwurf entgegensieht. 

Kunst soll im eigenen Land gebunkert und jedes juristische Schlupfloch zum Rest der Welt abgedichtet werden. Werden wir zu einem Staat, der alle Werke unter Zwangsverwaltung stellt? Eine Art der Enteignung? 

Ein Mitarbeiter einer Landesbehörde könnte Kunstwerke – ohne Expertengremium – auf die Liste setzen lassen und damit ein Ausfuhrverbot erwirken. Falls es dazu kommt,  werden deutsche Galerien Dependancen in anderen Ländern eröffnen und der Kunsthandel und Markt wird hierzulande erheblich schrumpfen. Schade, aber nur konsequent, dass Baselitz, Richter und andere Ihre Werke zurückziehen. 

Man kann nur hoffen, dass dieser Gesetzesentwurf nicht in Kraft tritt. Als Anmerkung was Politik tun kann ... könnte zitiere ich gerne Richard von Weizsäcker, dessen Rede bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren hat: Kultur kostet Geld. Sie kostet Geld vor allem auch deshalb, weil der Zugang zu ihr nicht in erster Linie durch einen privat gefüllten Geldbeutel bestimmt sein darf. Kultur darf nicht etwas etwas sein, was die öffentlichen Hände nach Belieben betreiben oder auch lassen dürfen. Substanziell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtaufgabe der öffentlichen Haushalte zu sein als zum Beispiel der Straßenbau, die öffentliche Sicherheit oder die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im kulturellen Bereich zumeist "Subventionen" nennen, während kein Mensch auf die Idee käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsgebäude oder einen Spielplatz als Subventionen zu bezeichnen. 

Der Ausdruck lenkt uns in die falsche Richtung. Denn Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert. Und Kultur hängt auch von Personen ab, die sie ins Werk setzen sollen. Es ist ein zentrales öffentliches Interesse, dass Leute, die das können, die notwendigen Entfaltungsmöglichkeiten behalten oder bekommen. Ich sehe also eine dringende Notwendigkeit, Kultur und auch Subkultur aller Genres zu erhalten und zu fördern, damit Mensch und Geschichte weiterhin genährt werden.

P.S. Zudem möchte ich hier als Malerin noch etwas zum Thema Frauen in der Kunst erwähnen: Kulturgeschichte und Kunst überliefern uns ein Zerrbild ganzheitlichen menschlichen Denkens. Die künstlerische Reflexion und die philosophische Betrachtung der Welt durch Frauen ist heute mehr denn je Teil des gesamt-gemeinschaftlichen Denkens, jedoch sind aufgrund einer Werteverschiebung der Kunst - vom Ideellen hin zum Materiellen - Kunstwerke von Frauen immer noch ungenügend repräsentiert. Ankäufe im Bundeskanzleramt : 1 Gemälde von Käthe Kollwitz, neben Ankäufen von 60 männlichen Kollegen Rhein.-Landesmuseum : 23 Künstlerinnen neben 123 männlichen Kollegen Sammlung Städtisches Museum Bonn (1971-1976) Arbeiten von 394 männlichen Zeitgenossen neben Bildern von 34 Frauen, usw.

Die moderne Gesellschaft, in der gleichermaßen Männer und Frauen auf allen produktiven und organisatorischen Gebieten tätig sind, hat die Pflicht, auch in der Kunst und damit auch der weltanschaulichen Betrachtung ein Gleichgewicht zwischen Frau und Mann herzustellen, wenn sie Wege hin zu einer lebensbejahenden Entwicklungsform finden möchte. Auf der Suche nach dem Schlüssel für eine friedliebende Welt bedarf es der Abschaffung jeglicher Ressentiments gegenüber kreativem und schöpferischem Bestreben der Frau. 

Dennoch hält sich hartnäckig das Vorurteil, das Künstlerinnen dieselben Marktchancen hätten wie männliche Kollegen, sobald sie sich als "gut, originell und eigenständig behaupten". Der Grund für die geschmälerten Chancen liegt in den Wettbewerbsbedingungen des Kunstmarktes. Noch heute nehmen Sammler vom Kauf einer Arbeit einer Künstlerin Abstand, weil sie befürchten, sie würden nicht durchhalten, irgendwann wieder hinter dem Kochtopf verschwinden und eine Karriere als Ehefrau vorziehen. 

Die öffentliche Einschätzung des Kunstobjektes einer Frau lässt den Sammler nicht auf Mehrwert hoffen; somit entfällt, falls er nicht doch zufällig kulturelle Interessen hat das Hauptmotiv seiner Sammlertätigkeit – das Ökonomische. Die Krise der Kunst, die im 21. Jahrhundert eine Krise ihrer sozialen Funktion ist und mit dem Verlust ihres öffentlichen Auftrags zusammenhängt, wirkt sich weitaus deutlicher zu Ungunsten des weiblichen Geschlechts aus als bisher erkannt wurde. 

Von 100 Malern die sich durchsetzen konnten sind schätzungsweise 2 Frauen. Zwar hat die Künstlerin keine geringere Rolle als ihr männlicher Kollege, sobald dieser politische und subjektive Erfahrungen verknüpft ist auch er ein Outcast , aber sie ist ihm gegenüber absolut benachteiligt und auch seltener am Markt vertreten. Auch die Museen, die die Aufgabe hätten den Mechanismus des Marktes zu sprengen, das gestörte Verhältnis zwischen Künstler und Markt auszubalancieren, haben diese Aufgabe bislang nicht ausgiebig wahrgenommen – zumindest nicht gegenüber den Künstlerinnen. 

Wir bräuchten viele Ausstellungen von Künstlerinnen aus allen Epochen und an verschiedenen Orten um Vorurteile abzubauen und diese verschüttete Geschichte ans Licht zu holen. Unterschiede hinsichtlich der Kunstwerke von Frauen und Männern werden in Zukunft deutlich erkennbar sein, dann, wenn eine Entwicklung der Kunst von Frauen sich von der Prägung althergebrachter kultureller Dominanten und männlich gestalteter Kritik befreit und sich eine individuelle, bewusste Kunstform etabliert hat, wenn Reflexion und Reflektion in Unabhängigkeit von männlicher Färbung stehen. In wenigen Werken der jungen Moderne der Kunst sind jene frauenspezifischen Inhalte und Ausdrucksformen zu erkennen.

Liebe Mona Schwenker, wir danken Ihnen  für das aufschlussreiche Interview

Ihre Doris Zeidlewitz, Ihre Helga König

www.monart-online.de

www.artcologne.blogspot.de

Mona Schwenker

Leverkusener Str. 46
51467 Bergisch Gladbach / Köln
phone 01578 9180516
email m.schwenker@arcor.de

Helga König und Doris Zeidlewitz im Gespräch mit dem Illustrator, Designer und freien Künstler Cornelius Rinne

Lieber Cornelius Rinne, Sie haben in Hannover zunächst Kommunikationsdesign studiert und mit Diplom abgeschlossen, bevor Sie im Anschluss daran Kunst studierten und im Zuge der "free international University"  dann an einer freien Studiengruppe Kunst im Atelier von Joseph Beuys, in der Kunstakademie in Düsseldorf,  beteiligt waren.  Tätig sind Sie seit langen Jahren als Illustrator, Designer sowie freier Künstler und haben 20 Jahre lang Kurse als Dozent mit Schwerpunkt Aktzeichnung geleitet.

Wir freuen uns, dass Sie sich bereit erklärt haben, an unserem Interviewprojekt "Fragen zur Kunst" teilzunehmen".

Helga König: Wie definieren Sie Kunst?

 Cornelius Rinne
Cornelius Rinne: Kunst sind die Prozesse, die ein Mensch in einer selbsterfundenen Sprache (Ausdrucksweise) dokumentiert. 

Doris Zeidlewitz: Welche Künstler aus vergangenen Epochen mögen Sie besonders gerne und können Sie Gründe dafür nennen? 

Cornelius Rinne:  a) Richard Oelze, da ich im persönlichen Gespräch mit ihm sehr viel gelernt habe und da er es war,  der mir einen Zugang zum Werk von Joseph Beuys gewiesen hat. b) Joseph Beuys, da er mich durch sein Wirken zum nichtlinearen Denken und dem Betrachten von Dingen und Situationen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln angeleitet hat. c) Heinrich Riebesehl, da ich bei ihm das Arbeiten in Zyklen gelernt habe. d) Monet, da er es schaffte, Realitäten aufzuheben und neu wiederzugeben. e) Andy Warhol, weil er die Symbole meiner Generation schuf oder in den Mittelpunkt stellte. f) Leonardo da Vinci, da bei ihm die geistige Durchdringung von Kunst so gut sichtbar wird. g) Emil Nolde, einfach weil ich seine Bilder und Farben von klein auf mag. 

 Helga König
Helga König: Wann hat für Sie Malerei einen künstlerischen Wert? 

Cornelius Rinne: Wenn sie etwas dokumentiert, eigenständig ist und neues Denken und Fühlen beim Betrachter auslöst. (Dies gilt aber für alle Sparten der Kunst, angefangen bei der darstellenden, über die reproduzierende, hin zu Musik und Literatur und eben auch der bildenden Kunst.) 

Doris Zeidlewitz: Welchen Stellenwert hat die Bildhauerei für Sie in der Kunst? 

Cornelius Rinne:  Den gleichen wie jede andere Sparte der Kunst (s.o.)

Helga König: Wann hat für Sie Fotografie einen künstlerischen Wert? 

 Cornelius Rinne
Cornelius Rinne: Wenn sie die Bedingungen meiner Kunstdefinition erfüllt. Wenn also nicht die Kamera im Vordergrund steht, sondern der Kopf dahinter. 

Doris Zeidlewitz:  Welche Techniken in der Malerei bevorzugen Sie?

Cornelius Rinne:  Acryl 

Helga König: Was bedeuten für Sie Farben in der Kunst?

Cornelius Rinne:  Farbe in der Malerei prägt die unterschiedlichen Mundarten derer man sich bedient. 

Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz:  Wie eng sollten Galerien und Museen mit Künstlern zusammenarbeiten? 

Cornelius Rinne: Die Frage sollte doch sicher eher lauten, wie eng Galeristen und Kuratoren mit Künstlern zusammenarbeiten. Hierzu ist festzustellen, dass wir gesellschaftlich in einer sehr ichbezogenen Zeit leben und dies gerade auch auf Galeristen und Kuratoren ausstrahlt. 

So entstehen Ausstellungen, die auf die Galeristen und die Kuratoren verweisen. Wünschenswert wäre eher eine Zusammenarbeit wie sie bei Galeristen wie Kahnweiler oder Schmela stattfand. 

Man stellte den Künstler und sein Werk in den Mittelpunkt. Ähnliches gilt für Kuratoren. Leider gibt es diese Einstellung zur Zeit aber nicht, daher gehen die Möglichkeiten im Betriebssystem Kunst auch derart den Bach herunter. Es fehlt an purer Begeisterung, es herrscht eher eine erhebliche Selbstdarstellung seitens der Vermittler vor. 

Helga König (r), Doris Zeidlewitz (l)
Helga König: Welche ausbaufähigen Vermarktungs-strategien für Künstler gibt es in den sozialen Netzwerken des Internets?

Cornelius Rinne: Soziale Netzwerke sind, entgegen der landläufigen Meinung,  es wäre ein persönliches Kontaktinstrument, reine Marketingwerkzeuge. So kann man sie einsetzen, darf sich aber auch keine Wunder von ihnen erwarten. 

Doris Zeidlewitz: Welche Aufgaben sollten Politikern in Sachen Kunst ernster nehmen? 

 Cornelius Rinne
Cornelius Rinne: Gehen wir mal von der Lothar de Maizieres Aussage : "Die DDR und die SED sind an Kulturlosigkeit zugrunde gegangen." aus, wird klar, das der Wert von Kunst für die Gesellschaft ein erheblicher ist. 

Dies verkennt die Politik derzeit komplett. Politik ist eigentlich die vorderste Front beim Errichten der sozialen Plastik, also dem menschenwürdigen Zusammenleben in der Gemeinschaft. 

Leider herrscht derzeit in der Politik aber blanker Technokratismus vor und der Humanismus, im Sinne der Entwicklung des Menschen, bleibt auf der Strecke. Kunst, egal welcher Art, und der Umgang mit ihr, ist überaus wichtig für die Entwicklung des Individuums hin zu einem durch Humanismus und Menschenwürdigkeit geprägten Geschöpf.

Lieber Cornelius Rinne, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview. 

Ihre Helga König. Ihre Doris Zeidlewitz


Cornelius Rinne 
An der Reegt 
52 33611 Bielefeld Tel.: 
 +49 (0)521.2 52 76 90 Mob.: 
+49 (0)172.2 56 71 00
 Mail: rinne@cornelius.de

Doris Zeidlewitz und Helga König im Gespräch mit Reinhard Grütz, Künstler und Designer

Lieber Reinhard Grütz, Sie wurden einst in Ostpreußen geboren und lebten nach Ihrer Vertreibung zunächst in Thüringen. Dort haben Sie in Eisenach Abitur gemacht, danach dann ein Studium an der Hochschule für Kunst und Design in Halle absolviert. Sie waren politischer Häftling in der ehemaligen "DDR" und konnten schließlich 1981 nach Darmstadt übersiedeln. Dort arbeiten Sie seither als Künstler, Designer und Werbeberater für öffentliche und private Auftraggeber. 

Wir freuen uns, dass Sie an unserem Interview-Projekt "Fragen zur Kunst" teilnehmen. 

Doris Zeidlewitz: Wie definieren Sie Kunst? 

 Reinhard  Grütz
Foto: Privat
Reinhard Grütz: In der BILDENDEN KUNST ist es ein materielles Werk, räumlich, flächig, plastisch, das in seiner Ausprägung über die Sinneswahrnehmung positive Eindrücke beim Betrachter auslöst. 

Helga König: Welche Künstler aus vergangenen Epochen mögen Sie besonders gerne und können Sie die Gründe dafür nennen? 

Reinhard Grütz: Zunächst mag ich die bildende Kunst in allen ihren Ausprägungen seit es Kunst gibt bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Es ist u.a. die "Nike von Samothrake", die römische Kunst und die Kunst des Mittelmeerraums, dann aber auch die Hochromantik (Trier), Spätgotik (Jan van Eyck "Madonna" in Berlin-Dahlem, Renaissance (Leonardo da Vinci) Barock, Tiepolo "Marther der heiligen Agathe" in Berlin-Dahlem, Barock in Westeuropa, Canaletto, Carravagio, Rubens u.a. Die überzeugende Darstellung von Emotionen ermöglicht ein besonderes Nachempfinden. Die Künste der Vergangenheit wurden von starken Inhalten getragen und überzeugen mich noch heute durch die Spiritualität. 

 Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz: Wann hat für Sie Malerei einen künstlerischen Wert? 

Reinhard Grütz: Die Malerei ist für mich erst dann wertvoll, wenn sie von einem bemerkenswerten Inhalt getragen und von professionell ausgebildeten Künstlern ausgeformt wird, wozu auch eine akademische Ausbildung gehört. Leider wird sie heute in der Mehrheit von Laien und miserabel ausgebildeten Absolventen dominiert. Sie ist weitgehend zur Freizeitbeschäftigung verkommen. 

Helga König: Welchen Stellenwert hat die Bildhauerei für Sie in der Kunst? 

Reinhard Grütz: Die Bildhauerei ist die kleine Schwester der Baukunst. Sie kann uns aber durch ihre Räumlichkeit, die wechselnden Sichtweisen erlaubt, beeindrucken. 

Doris Zeidlewitz: Wann hat die Fotografie für Sie einen bildnerischen Wert? 

 Reinhard Grütz
Foto:  Privat
Reinhard Grütz: Der besondere Wert der Fotografie liegt in der praktischen Anwendbarkeit. Er sichert uns optische Eindrücke, die zum großen Erlebnis werden, wenn sie uns in der Wahl des Blickwinkels und des Inhalts anrühren und überzeugen. 

Helga König: Welche Techniken bevorzugen Sie in der Malerei? 

Reinhard Grütz: In der Malerei verwende ich hauptsächlich Acrylfarben auf Leinwand, Hartfaserplatte, Karton und Papier. 

Doris Zeidlewitz: Was bedeuten für Sie Farben in der Kunst? 

Reinhard Grütz: Mit dem besonderen Kolorit kann ich am besten Stimmungen und Inhalte ausformen.

 Helga König
Helga König: Wie eng sollten Galerien und Museen mit Künstlern zusammen arbeiten? 

Reinhard Grütz: Museen und Galerien sind die natürlichen Vermittler von Kunst und somit die eigentlichen Partner für Kunstsammler. 

Doris Zeidlewitz: Welche ausbaufähigen Vermarktungsstrategien für Künstler gibt es in den sozialen Netzwerken des Internets? 

Reinhard Grütz: Meine mageren sachdienlichen Aussagen können in dieser Frage kaum weiterführend sein. 

Helga König: Welche Aufgaben sollten Politiker in Sachen Kunst ernster nehmen?

Reinhard Grütz: Wie in allen Sachgebieten unserer regierenden Politiker sollen auch auf dem Gebiet der Kunst nachvollziehbare Regelungen getroffen werden, vor allem auch akademisch ausgebildeten Künstlern einen Wirkungsbereich zu öffnen. 

Zunächst gilt wohl immer noch der Slogan "WER SCHREIT BRINGT`S WEIT."

Lieber Reinhard Grütz, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview 

Ihre Doris Zeidlewitz,  Ihre Helga König